Präsenzlehre und die digitale Lehre haben die Lernkultur an den Hochschulen grundlegend verändert. Besonders hybride Formate sind hier ein vielversprechender Ansatz, da sie das Beste aus beiden Welten verzahnen.
In einer Studie unter Lehrenden der FAU hat das ILI das Potenzial hybrider Lehrformate im Hochschulkontext untersucht.
Die Annahme der Umfrage ist folgende: interaktive hybride Lehrformate können die unterschiedlichen Bedürfnisse der Studierenden besser bedienen. Wir wollten wissen, ob die FAU-Lehrenden eine ähnliche Einschätzung vertreten.
Zu diesem Thema haben wir 22 Lehrende aller Fakultäten der FAU, die im WiSe 21/22 hybride Lehre angeboten haben, nach Herausforderungen und Potenzialen der interaktiven hybriden Lehre befragt.
Konkrete Fragestellungen waren dabei:
- Wieso haben Sie sich für die hybride Lehre entschieden?
- Wo sehen die die Chancen hybrider Lehre?
- Wo sehen Sie die Herausforderungen hybrider Lehre
- Was hat die hybride Lehre erschwert?
- Welche Unterstützung wünschen sie sich?
- Können Sie sich vorstellen, hybride Lehrformate auch über die Pandemie hinaus weiter einzusetzen?
Aus den Antworten wurde abgeleitet unter welchen Bedingungen hybride Lehre an Hochschulen gut gelingen kann und welche Formate sich daraus entwickeln lassen.
Chancen:
Die größte Chance sehen Lehrende in der Verbesserung der „Teilhabe“ der Studierenden, d.h. Studierende können hybride Lehrangebote leichter wahrnehmen als reine Präsenz- oder Online Veranstaltungen. Etwa die Hälfte der Lehrenden beschreibt die „Gewährleistung von Präsenzlehre in der Corona-Pandemie“ als eine wichtige Chance der interaktiven hybriden Lehre. Ebenso wichtig schätzen Lehrende die Chance ein, besser auf die individuellen Bedürfnisse der Studierenden eingehen zu können.
Als weitere große Chancen nennen die Lehrenden die Verbesserung der örtlichen und zeitlichen Flexibilität im Lernprozess. Eine weitere Nennung von Chancen ist die „Verbesserungen der Lehrqualität“.
Herausforderungen:
Die beiden am häufigsten genannten Herausforderungen sind die geringe Interaktionsbereitschaft, also die fehlende aktive Beteiligung der Studierenden und damit die sozialen Kontakte - vor, während und nach der Lehrveranstaltung.
UND „Technische Probleme“, also das Vorhandensein und die Funktionsfähigkeit der notwendigen technischen Ausstattung. Als weitere Herausforderung sehen die Lehrenden den organisatorischen Mehraufwand, bei der Planung und Durchführung der Lehrveranstaltung. Die Bereitstellung und der Umgang mit der Technik, die Einteilung der Studierenden in Gruppen und die kontinuierliche Gruppenbetreuung sind Beispiele, die zu dem Mehraufwand führten.
Unterstützungsbedarf:
Um besser mit den genannten Herausforderungen umgehen zu können, haben die Lehrenden konkreten Unterstützungsbedarf geäußert. Wir konnten die Antworten drei Bereichen zuordnen: Technik, Didaktik und Organisation. Am häufigsten wünschen sich die Lehrenden technische Unterstützung. Angefangen von WLAN-Netzwerken, über Zoom – Lizenzen bis hin zu Kameras und Plug&Play Lösungen ist der Wunsch nach einer verbesserten technischen Ausstattung die häufigste Antwort auf die Frage nach dem Unterstützungsbedarf. Ein Bedarf an „Fortbildungen und Schulungen" im didaktischen und technischen Bereich wird von zahlreichen Lehrenden angesprochen.
Weiteren Unterstützungsbedarf sehen die Lehrenden in mehr Service und Support Personal. Sie wünschen sich gezielte Ansprechpartner in verschiedenen Bereichen ihrer Lehrtätigkeit. (n=10). Beispielsweise eine mediendidaktische Beratung, technischer Support oder entlastende Konnektoren.
Erfolgsfaktoren
Am häufigsten werden von den Lehrenden adäquate „Support Strukturen“ genannt, wie beispielsweise Konnektoren, die direkt in der Lehrveranstaltung technisch unterstützen. Darüber hinaus übernehmen sie vermittelnde Aufgaben oder beraten in der Konzeption der eignen hybriden Lehre. Als wesentlich adressieren die Lehrenden das Vorhandensein von „Technik“, also eine funktionierende technische Ausstattung und geeignete Software als Basis für gute interaktive hybride Lehre, In diesem Zusammenhang wird konkret ebenfalls eine „stabile und ausreichende Internetverbindung“ genannt. Weiterhin sehen die befragten Lehrende „Schulungen und Weiterbildungsmöglichkeiten“ als einen zentralen Erfolgsfaktor.
Vor diesem Hintergrund gaben 21 der 22 Lehrenden an, sich vorstellen zu können, auch in Zukunft Hybride Lehre durchzuführen.
In unserem Video, welches für das DiKuLe-Symposium in Bamberg produziert wurde, können Sie die Ergebnisse der Umfrage sehen:
Die Ergebnisse wurden in einem Buchbeitrag veröffentlicht:
Hetzner S., Krauß E., Schmidt C., Sesselmann K.:
Potentiale hybrider Lehre im Hochschulkontext : Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie mit Lehrenden
In: Lorenz Christian Mrohs, Miriam Hess, Konstantin Lindner, Julia, Schlüter, Sven Overhage (Hrsg.): Digitalisierung in der Hochschullehre – Perspektiven und Gestaltungsoptionen, Bamberg: Bamberg : University of Bamberg Press, 2023, S. 23-45
ISBN: 9783863098872
DOI: 10.20378/irb-89800
Quellen:
Bender, D., & Olejniczak, L. (2022). Abschlussbericht zur FAU-Studierendenbefragung FAU-St 2021. URN: urn:nbn:de:bvb:29-opus4-191441
Busse, Beatrix; Kleiber, Ingo; Haack, Nicole; Eickhoff, Franziska; Kusserow, Mark (2021): Handreichung: Hybrides Lehren und Lernen im Wintersemester 2021/2022.
FU Berlin (2021). Welche Besonderheiten gelten für die Durchführung hybrider Lehrveranstaltungen? https://www.fu-berlin.de/sites/coronavirus/faq/studium/virtuelle-seminare-vorlesungen/hybride-lehre.html
Reinmann (2021): Präsenz-, Online- oder Hybrid-Lehre? Auf dem Weg zum post-pandemischen „Teaching as Design“