Mit dem Labyrinth wurden fünf Weisheiten des Lebens ausgedrückt:

Das Leben ist schwierig.
Du wirst sterben.
Du bist ein Teil vom Ganzen.
Das Leben dreht sich nicht um dich.
Es gibt Verwandlung.

Bereits in der Antike wurden Labyrinthe gebaut, die als Sinnbild der Unsicherheit und Verworrenheit des Lebens zu verstehen waren. In der griechischen Sage gab Ariadne Theseus ein Wollknäuel mit auf seinem Weg ins Labyrinth, wo er den Minotaurus töten sollte, damit er wieder hinausgelangen konnte.
Vom Mittelmeerraum ausgehend verbreitete sich das Labyrinth nahezu über die ganze Welt. Es gab Irrgärten bei den seefahrenden Völkern des Nordens, an der spanischen Atlantikküste, in England und in Skandinavien. Im russischen Eismeer gibt es eine Insel mit 15 Steinlabyrinthen, deren Alter man nicht kennt. Man findet sie in Persien, Indonesien, Amerika, auch den Indianern waren sie nicht unbekannt.
Nicht alle Labyrinthe sind gleich gebaut, die Muster variieren von Kultur zu Kultur. Doch die Grundidee ist immer dieselbe: einen komplizierten Weg zu einer Mitte zu führen und – möglicherweise einen anderen – wieder hinaus. Abzweigungen und Sackgassen erschweren die Orientierung. Wer sich mittendrin befindet, kennt den Ausgang nicht, muss sich an jeder Biegung neu entscheiden, welche Richtung er einschlagen möchte. Und hoffen, dass sein Weg am Ende einen Sinn ergeben wird. Man ist permanent mit der Unberechenbarkeit, der Möglichkeit des Irrtums konfrontiert, mit der Wahrscheinlichkeit, dieselben Wege immer wieder zu durchmessen, ohne dem Ziel näher zu kommen. Aber am Ende ist nicht ein Abschnitt des Weges ausschlaggebend, sondern das Ganze. Der Weg ist das Ziel.

Quellen/Sources.

• Originaltext aus dem Kalender 2000 / Original text from the Calendar 2000
• Gallasch, W.: Leichter mit Ariadnes Faden. Das Labyrinth, ein verzwicktes Symbol des Lebens. In: Nürnberger Nachrichten, 8./9.5.99.
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